Mit dem Schritt vom Orient in die minoische Kultur auf Kreta erreichte der Gips Europa. Die frühen Kreter verwendeten Gipsmörtel und Alabaster als Ersatz für Marmor für Fußböden oder Wandbeläge, eine Technik, die in etwa heutigem Marmorstuck oder Stucco lustro entspricht. Im Palast von Knossos (2.100–1.800 v. Chr.) wurden viele der Außenwände aus Gipsgestein gemauert und die Fugen mit Gipsmörtel verfüllt.
Auch den Griechen blieb dieses Wissen nicht verborgen, sie übernahmen die Gipszubereitung und -verwendung von den Ägyptern und den Minoern auf Kreta. Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastos von Eresos (um 371–287 v. Chr.) – ein Schüler von Aristoteles – widmete dem Gips in seiner Abhandlung „Über den Stein” ein ganzes Kapitel und dokumentiert damit eindrucksvoll den Stand des Wissens von der Gipsherstellung...